Viele Familien in Bangladesch sind arm. Um überleben zu können, müssen alle Familienmitglieder helfen Geld zu verdienen, oftmals auch die Kinder. Auf die Frage, wie viele Kinder denn betroffen sind, antwortet Dr. Mahfuz, Geschäftsführer unserer Partnerorganisation „Shishu Sasthya Foundation“ (SSF), nachdenklich: „Genau weiß ich das nicht. Laut UNICEF gibt es 3,2 Millionen Kinderarbeiter.“ Die Situation hat sich aufgrund der Corona-Pandemie sogar noch verschlechtert. Viele Erwachsene haben ihre Arbeitsstelle verloren und versuchen nun mit Gelegenheitsjobs über die Runden zu kommen. Auf das Einkommen ihrer Kinder sind sie deshalb umso mehr angewiesen.
Läuft man in Satkhira durch die Straßen, dann findet man sie schnell. Kinder, manche kaum acht oder neun Jahre alt, arbeiten als Lastenträger, Haushaltshilfe, Obst-, Gemüse- oder Fischverkäufer. Sie schuften auf den Feldern, im Schlachthof oder in den Schreinereien. Besonders hart ist die Situation in den Ziegelfabriken. Kinder, die hier arbeiten müssen, schleppen und bearbeiten die schweren Steine den ganzen Tag. Staub und Hitze zermürben und ruinieren die Gesundheit. An den Besuch einer regulären staatlichen Grundschule mit Vormittagsunterricht ist da nicht zu denken.
Unsere Partnerorganisation SSF hilft diesen Kindern, indem sie ihnen abends nach der Arbeit den Schulbesuch ermöglicht. „Um 18 Uhr kommen sie in die Thomas-Abend-Schule, dann wird es draußen langsam dunkel. Manche Kinder haben bis dahin schon bis zu zehn Stunden gearbeitet“, erklärt Dr. Mahfuz. Die Räumlichkeiten der Thomas-Abend-Schule sind hell und strahlen eine positive Atmosphäre aus. Fünf Klassen gibt es hier. „Normalerweise“, erzählt Dr. Mahfuz weiter, „besuchen im Durchschnitt 125 Mädchen und Jungen unsere Schule. Das ist eine große Chance für die Kinder, denn eine schulische Bildung ist der erste Schritt aus der Armut.“
Der Unterricht konzentriert sich auf Rechnen, Lesen und Schreiben. Schüler kommen nach vorne, lesen Textpassagen aus ihren Büchern vor oder zeigen uns, wie gut sie schreiben können. Uns fällt auf, dass in den Klassen Jugendliche gleich neben jüngeren Kindern sitzen.