Kinderarbeit ist in Bangladesch ein großes Problem!
3,2 Millionen. Eine gigantische Zahl. Eine erschreckende Zahl, wenn man weiß, dass ebensoviele Kinder tagtäglich in Bangladesch harte Arbeit verrichten müssen. Die extreme Armut ist die Hauptursache dafür, dass die Kinder gezwungen sind, tagsüber für den Lebensunterhalt der Familie mitzuarbeiten. „Wir wollen unsere Kinder nicht zur Arbeit schicken, aber wir haben keine Wahl, wir brauchen das Geld!“, erzählen uns die verzweifelten Eltern. Schaut man wie die Menschen leben, ist das ein Schock. Hier und da sieht man verwahrloste Kinder. Viele von ihnen haben nur eine verschmutzte Hose an, manche sogar nicht mal die. Kommt man auf den Markt, sieht man Kinder, die als Straßenverkäufer tätig sind, die Gemüse, Reis oder Fisch anbieten, die Steine klopfen oder in den verschiedensten Werkstätten arbeiten. Die Kinder werden für ihre Arbeit schlecht bezahlt. Ungefähr 50 bis 150 Taka (ca. 50 Cent bis 1,50 Euro) am Tag. Da der reguläre Unterricht an den staatlichen Grundschulen vormittags stattfindet, können diese Kinder keine Schule besuchen. Ein Teufelskreis, denn ohne Bildung kommt man aus dem Elend nie heraus.
Lernen für ein besseres Leben – Schülerinnen und Schüler der Thomas-Abend-Schule.
„Kommt, ich zeige Euch noch ein neues Projekt“, sagte Professor Khan von unserer bengalischen Partnerorganisation Shishu Sasthya Foundation (SSF) und führte Besucher der Lichtbrücke in einen Raum. Dort sahen sie rund 50 Schüler im Alter von sieben bis fünfzehn Jahren. Eine engagierte Lehrerin unterrichtete bei Kerzenlicht. „Wieso Unterricht am Abend?“, fragten sie etwas betroffen. „Es sind Kinderarbeiter*innen. Tagsüber arbeiten sie. Wollt ihr uns helfen?“ Das war im Jahr 1994.
„Im Oktober des gleichen Jahres“, berichtet Mathilde von Lüninck Knipp, „erhielten wir einen Anruf von Karl Heinz Schmidt aus Engelskirchen-Ründeroth. `Mein Sohn Thomas ist schwer krank. Er möchte Euch sehen.` Thomas war bereits als Schüler im Aggertal-Gymnasium als Kalenderverkäufer für die Lichtbrücke aktiv. Als wir ihn sahen, waren wir betroffen. `Ich kann nicht mehr lange leben. Aber ich möchte noch etwas für die Kinder in Bangladesch tun.` Wir erzählten ihm von den Kinderarbeiter*innen in Satkhira. Da freute er sich und nickte: `Ich brauche keine Geschenke mehr zu Weihnachten. Ich werde alle um Hilfe für die Kinderarbeiter bitten.`“ So kam die Starthilfe für das Projekt zusammen. Thomas starb am Weihnachtsmorgen 1994. Heute erhalten in der Thomas-Abend-Schule nach zweijährigem Unterricht etwa 125 Kinderarbeiter*innen eine schulische Grundbildung.
Abends nach der Arbeit sind die Kinder müde. Sie nehmen trotzdem begeistert am Unterricht teil, denn Sie wissen, welche Chance ihnen die Thomas-Abend-Schule bietet.
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