Menschen im Schatten
„Wenn der Monsunregen kommt, dann dringt das schmutzige Wasser in unsere Hütte“, sagt Runu Khatoon, die vor einer winzigen notdürftigen Hütte aus Pappkartons und Plastikplanen im Slum von Khulna sitzt. Keine zehn Quadratmeter misst die Behausung der Familie. Es gibt kein Licht und kein sauberes Trinkwasser, der Gestank ist unerträglich. Überall sind Ratten. Es fehlen die nötigsten Grundgüter, wie gesunde Nahrung, Kleidung und medizinische Hilfe. Hunger, Angst, Krankheiten und Tod sind ständige Begleiter. Runu Khatoons Gesicht ist von Kummer und Not gezeichnet. Wir spüren ihre Hoffnungslosigkeit, je dieser unbeschreiblichen Armut entfliehen zu können und eine Chance auf ein besseres, menschenwürdiges Leben zu bekommen. Der trostlose Blick bleibt noch lange in Erinnerung.
Chance durch Kleinkredite
Wir fahren in die ländliche Region und besuchen eine der Kreditgruppen. 30 Kreditempfängerinnen haben sich versammelt. Eine lebhafte Sozialarbeiterin leitet die Selbsthilfegruppe. Die Frauen haben vor einem Jahr zum ersten Mal einen Kredit erhalten und sie berichten uns freudig, welche Aktivitäten sie begonnen haben. Einige Frauen züchten nun Kühe oder Ziegen, Fisch oder Shrimps, andere haben einen Gemüsegarten oder ein Reisfeld angelegt. Wieder andere haben ein kleines Lädchen eröffnet und verkaufen jetzt Gebäck oder Tee.
Einsatz für die Familie
Die Einkommen sind nicht hoch, aber es geht den Familien nun besser, und ihre Kinder können die Schule besuchen. Die engagierten Frauen und Mütter haben erkannt, dass sie durch die Kredite eine große Chance haben, die Lebenssituation der Familien zu verbessern. Bei den regelmäßigen Treffen der Selbsthilfegruppen werden die Frauen von den Sozialarbeitern zudem in Ernährung, Hygiene und Erste-Hilfe-Maßnahmen unterrichtet. Nachmittags nehmen sie an Alphabetisierungskursen teil. Sie werden selbstbewusster und können so ihre Kleinkredite erfolgreich einsetzen. Für ärmste Familien in Bangladesch sind Kleinkredite zu kleinen Lichtern der Hoffnung geworden.