Hoffnung, die sichtbar wird
Die Thomas-Abend-Schule ist nicht nur eine einfache Schule, sie ist ein sicherer Zufluchtsort, ein Raum, in dem die Kinder für einen Moment wieder Kind sein dürfen. In den Gesprächen mit den Lehrkräften wird deutlich, wie viel Herzblut und Aufwand hinter jedem einzelnen Schulabend stehen. Ihre Arbeit und ihr Engagement zeigen, wie beharrliche Bildung Türen öffnen kann – leise, aber beständig.
Als wir die Klassen verlassen, ist es schon spät. Die Stimmen der Kinder hallen nach – fröhlich. Hier, in der Thomas-Abend-Schule, beginnt für sie ein neues Kapitel. Bildung statt Ausbeutung. Zukunft statt Hoffnungslosigkeit. Man sieht ihre Augen leuchten und weiß, jeder Buchstabe, den sie lernen, ist ein Schritt aus der Armut.
Weltweit sind nach Schätzungen von UNICEF und der Internationalen Arbeitsorganisation rund 138 Millionen Mädchen und Jungen von Kinderarbeit betroffen. Es gibt aber auch eine positive Entwicklung: Zwischen 2020 und 2024 sank diese Zahl um 22 Millionen.¹ Dennoch bleibt Kinderarbeit eine gravierende Herausforderung – besonders in Ländern mit hoher Armutsquote. Bangladesch zeigt, wie Fortschritte und Probleme eng beieinanderliegen. Kinder von 0 bis 17 Jahren machen dort 33 Prozent der Bevölkerung aus – ihre Zahl liegt bei etwa 56,9 Millionen.¹ Der Anteil der Menschen, die unterhalb der nationalen Armutsgrenze leben, konnte seit dem Jahr 2000 von 48,9 auf 12,5 Prozent (2022) gesenkt werden.² Trotz dieser Erfolge steht das Land im Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen nur auf Platz 130 von 193 Staaten.² Armut, Korruption und mangelhafte Infrastruktur bremsen die Entwicklung. Im Bildungsbereich sind die Hürden groß: Mehr als die Hälfte der Kinder kann am Ende der fünften Klasse nicht lesen oder schreiben,³ und 23 Prozent der Erwachsenen sind Analphabeten.² Insgesamt fünf Prozent der Kinder in Bangladesch müssen arbeiten² – oft ausschließlich, ohne Schulbesuch. Die Kinderarbeit betrifft weiterhin Millionen. So bleibt die Zukunft vieler Kinder ungewiss.
¹ Quelle: Homepage der UNICEF - ² Quelle: Homepage des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung - ³ Quelle: Homepage der Kindernothilfe
Ein Traum wird zum Greifen nah - Wie Bildung Chancen schafft
Israfil ist 13 Jahre alt und arbeitet in einer Fahrradwerkstatt in Satkhira. Zur Zeit von 9:00 Uhr morgens bis abends um 21:00 Uhr, sechs Tage die Woche, flickt er Reifen, repariert Bremsen und tauscht Ketten aus. Sein Lohn: 4.000 Taka (ca. 28,- Euro) im Monat. Als jüngster von vier Kindern hilft er zudem seiner Mutter, die als Haushaltshilfe arbeitet. Sein Vater verkauft aus Abfallmaterialien wiederaufgearbeitete Waren. Das knappe Einkommen der Familie reicht gerade so, um zurecht zu kommen. Trotz harter Bedingungen hat Israfil einen Traum: er möchte Techniker werden. Vor einem Monat gelang ihm ein wichtiger Schritt: parallel zur Arbeit schloss er die Thomas-Abend-Schule erfolgreich ab. Das neu erworbene Zertifikat eröffnete ihm die Chance, sich an der Technischen Schule zu bewerben. Jetzt wartet er auf die Zulassung und arbeitet in der Übergangszeit intensiv, um die zukünftigen Schulkosten zu stemmen. Israfils Traum rückt greifbar näher. Die Thomas-Abend-Schule hat ihm neue Perspektiven eröffnet und zeigt, wie Bildung selbst unter schwierigsten Bedingungen Selbstvertrauen und Hoffnung schafft.
„Kein Kind wird geboren, um zu arbeiten. Jedes Kind wird geboren, um zu singen, zu spielen, zu lernen, zu wachsen. Geben wir ihnen diese Chance.“ (Malala Yousafzai)
Die Thomas-Abend-Schule ist nicht nur eine einfache Schule, sie ist ein sicherer Zufluchtsort, ein Raum, in dem die Kinder für einen Moment wieder Kind sein dürfen. In den Gesprächen mit den Lehrkräften wird deutlich, wie viel Herzblut und Aufwand hinter jedem einzelnen Schulabend stehen. Ihre Arbeit und ihr Engagement zeigen, wie beharrliche Bildung Türen öffnen kann – leise, aber beständig. Als wir die Klassen verlassen, ist es schon spät. Die Stimmen der Kinder hallen nach – fröhlich. Hier, in der Thomas-Abend-Schule, beginnt für sie ein neues Kapitel. Bildung statt Ausbeutung. Zukunft statt Hoffnungslosigkeit. Man sieht ihre Augen leuchten und weiß, jeder Buchstabe, den sie lernen, ist ein Schritt aus der Armut.