Herr Prof. Dr. Zakaria, herzlich willkommen bei uns im Büro. Sie sind wahrscheinlich vielen hier im Oberbergischen, aber auch allgemein in der Medizin und in der Medizinphysik, also in den Universitäten und in der Forschung, wegen Ihrer beruflichen und großen ehrenamtlichen Aktivitäten bekannt. Können Sie sich für unsere Spender und Ehrenamtler, die Sie vielleicht noch nicht kennen, kurz selbst vorstellen und ein paar Eckdaten zu Ihrem Lebenslauf benennen?
Danke schön für die Einladung! Ich bin in Bangladesch geboren. Dort bin ich auch zur Schule gegangen und habe mein Abitur gemacht. In dieser Zeit herrschte in Bangladesch Krieg. Nach dem Krieg habe ich ein Stipendium in der ehemaligen DDR bekommen. Im Oktober 1972 bin ich dann nach Berlin und anschließend nach Leipzig gegangen und habe ein Jahr am Herder Institut Deutsch gelernt. In Halle studierte ich fünf Jahre lang Physik und wollte außerdem noch eine Doktorarbeit schreiben, was damals in der DDR nicht ging. Daraufhin habe ich mich mit westdeutschen Universitäten in Verbindung gesetzt und habe 1978 von der Universität Göttingen ein Stipendium für ein Aufbaustudium in Medizinischer Physik (ein wichtiger Bereich in der Krebsheilung) bekommen. Nach dem Aufbaustudium wurde mir geraten, für die Promotion nach Heidelberg zu gehen, da ich dort wohl mehr lernen könne, vor allem, was man in Bangladesch und Deutschland verwenden kann. Ich habe dann auch dorthin gewechselt, um zu promovieren und mich in der Medizinischen Physik weiterzubilden. Im April 1986 bin ich dann nach Gummersbach gezogen und habe mehr als 30 Jahre hier als Leiter der Strahlenphysik am Kreiskrankenhaus Gummersbach gearbeitet. Schlussendlich bin ich 2018 in Rente gegangen und seitdem arbeite ich für die Aus- und Weiterbildung der Medizinphysik-Fachkräfte in verschieden nationalen und internationalen Organisationen und will jetzt auch die Lichtbrücke unterstützen und hier etwas beitragen.
Sie sind mit 18 Jahren von Bangladesch hierhergekommen. Was hat Sie damals angetrieben und wie ist es dazu gekommen, dass Sie gerade Deutschland für das Stipendium gewählt haben?
Wie ich bereits gesagt habe, war ich während der Kriegszeit 1971 in Bangladesch. Damals ist die pakistanische Armee in unsere Stadt gekommen, worauf hin ich mit meinen Eltern und Geschwistern unser Haus verlassen habe. Wir sind dann an die indische Grenze geflohen und sind erst einmal dortgeblieben. Dabei habe ich als junger Mann den Flüchtlingen geholfen. Als wir dann zurückgekommen sind, war unser Haus komplett verbrannt. Es ist nichts übriggeblieben. Ich hatte dann die Möglichkeit, mein Studium an der Technischen Universität in Dhaka weiterzuführen. Nach vier oder fünf Monaten bekam ich dann das Stipendium für die deutsche Universität.
Und warum haben Sie sich gerade für Deutschland entschieden? Damals sind Sie zuerst nach Halle gegangen, in die ehemalige DDR. Wieso denn gerade Deutschland und nicht zum Beispiel in die USA oder nach Großbritannien? Da hätten Sie unter anderen auch keine so große Sprachbarriere gehabt?
Ich hatte mein Elektrotechnikstudium angefangen und das immer mit dem Ziel, nach dem Studium nach England oder Amerika zu ziehen und Professor zu werden. Meine Eltern hielten es für keine gute Idee, jetzt schon nach Deutschland zu fliegen, da ich noch so jung war. Ich kannte weder die deutsche Sprache noch die Kultur. Ich kannte nur die beiden Wörter: Kindergarten und Lufthansa.
Am Anfang habe ich auch gedacht, dass ich es noch nicht machen soll, aber es hat mich nicht in Ruhe gelassen. Ich habe viele Nächte deswegen nicht geschlafen. Daraufhin habe ich mit meinem Lehrer und meinen Verwandten darüber geredet, und sie sagten alle, dass ich nach Deutschland gehen sollte, da Deutschland bei Technik und Wissenschaft an der Spitze liegt und ich darauf nicht verzichten darf. Damals wussten wir noch nicht, ob Ost- oder Westdeutschland besser ist. Es war egal, und es hieß, dass man in Deutschland ein großer Wissenschaftler oder Ingenieur werden kann. Schlussendlich habe ich dann doch meine Eltern überzeugt und bin nach Deutschland gezogen.
Sie waren dann nach Ihrer Promotion Leiter der Strahlenphysik im Krankenhaus Gummersbach und haben dort drei Jahrzehnte lang gearbeitet. Tatsächlich haben Sie dann auch dort die Strahlenmedizin aufgebaut. Was hat Sie bewogen, nach Gummersbach zu gehen? Und was hat Sie in Gummersbach gehalten?
Ich habe es zuerst in Heidelberg versucht und habe dort angefangen, als Medizinphysiker zu arbeiten, und anschließend habe ich meine Fachausbildung dort gemacht. Meine Stelle war leider nicht unbefristet und meine Frau meinte, dass ich mir eine feste Stelle suchen muss. Währenddessen habe ich in der Zeitung entdeckt, dass zwei Stellen in Deutschland angeboten wurden. Das war einmal in Hildesheim und in Gummersbach. Obwohl ich schon lange in Deutschland lebte, hatte ich bis dato noch nie etwas von Gummersbach gehört und habe beschlossen, einfach mal mit dem Zug von Heidelberg dorthin zu fahren. Im Zug von Köln nach Gummersbach habe ich viele Menschen gesehen, die bunt angezogen waren, was mir sehr gefiel. Ich habe erfahren, dass wegen Karneval alle so farbenfroh gekleidet waren. Das Krankenhaus in Gummersbach hat mich dann auch sehr beeindruckt, da alles neu war. Ich dachte, es wäre ein altes Gebäude. Ich hatte ein nettes Gespräch, welches mir sehr gefallen hat, woraufhin ich die Stelle angenommen habe. Ich habe die Herausforderung angenommen, dort etwas aufzubauen. Ich habe mitbekommen, dass die oberbergischen Krebspatienten nach Merheim oder Siegen gegangen sind, um sich behandeln zu lassen, denn es gab hier keine Möglichkeit. Das hat mich motiviert, etwas Gutes zu tun. Die Unterstützung vom Krankenhaus hat mir unglaublich geholfen. Ich habe mich dort wie zuhause gefühlt und meinen Beitrag in diesem Krankenhaus geleistet. Nach dem Aufbau meiner Abteilung Medizinische Strahlenphysik hatte ich eigentlich den Plan, wieder an die Klinik nach Heidelberg zurückzukehren, aber es hat mir dann in Gummersbach doch besser gefallen, worauf ich dann hiergeblieben bin. Sie haben mir auch die Möglichkeit gegeben, mich in dieser Abteilung selbständig zu machen, und deswegen bin ich hiergeblieben. Ich bedauere es nicht, sondern es war wirklich eine gute Entscheidung hierhin zu gehen. Inzwischen bin ich auch Oberberger geworden. Ich bin sehr froh darüber, dass ich es Patienten möglich machen konnte, hier eine gute Krebsbehandlung zu bekommen.
Ich kann mir vorstellen, dass Sie als Leiter der Strahlenphysik am Kreiskrankenhaus zeitlich voll ausgelastet waren. Trotzdem haben Sie parallel in Bangladesch Bildungs- und Gesundheitsprojekte aufgebaut. Gibt es einen Grund für dieses starke Engagement?
Ich komme aus einem armen Land, und ich habe gesehen, wie die Menschen dort leben. Meine Familie war auch arm, aber wir befanden uns noch in der Mittelklasse. In Deutschland habe ich dann gesehen, dass man hier etwas lernen und aufbauen kann, um dem Land zu helfen. Deswegen habe ich von Anfang an neben meinem Studium und meiner Arbeit immer versucht, den Menschen in Bangladesch zu helfen. Das bedeutet nicht, dass ich ein Nationalist bin. Es ist mein Heimatland. Das Essen schmeckt mir, und dort leben meine Verwandten. Deswegen ist es für mich einfacher, da zu helfen. Ich bin außerdem auch in Deutschland aktiv und in verschiedenen Vereinen und Stiftungen Mitglied. Also habe ich auch in Deutschland die Augen offen und fördere, wo ich kann. Und wenn es irgendwelche Probleme gibt, werde ich aktiv. Mein Beruf hilft auch weiter, aber nur der Beruf reicht nicht aus, um Menschen glücklich zu machen, deswegen habe ich solche Projekte sowohl in Deutschland als auch in Bangladesch unterstützt.
Sie haben dann auch einen eigenen Verein gegründet, das Bangladesch Studien- und Entwicklungszentrum. Was hat Sie dazu bewogen? Sie hätten ja auch die Möglichkeit gehabt, andere Organisationen, die in Bangladesch tätig sind (z. B. UNICEF) einfach mit Spenden zu unterstützen? Warum musste es der eigene Verein sein?
Wie ich schon sagte, bin ich ein sehr aktiver Mensch, und eines meiner Ziele war es, einen eigenen Verein zu gründen, um die medizinische Physik in Bangladesch zu unterstützen. In Kooperation der Universität Heidelberg konnte ich dann das Fach Medizinische Physik erstmals in Bangladesch aufbauen. Viele Kollegen kamen zu mir und wollten etwas für Bangladesch machen und spenden. Jedoch wollten sie dafür eine Spendenbescheinigung und das ist auch ein praktischer Grund, warum ich diesen Verein gegründet habe. Wenn man einen Verein gründen möchte, darf es aber nicht nur ein Ziel geben. Bildung, Gesundheit und Umwelt sind die Projekte und Ziele, die ich noch hinzugenommen habe. In der Region, wo ich herkomme, haben wir dann zwei Schulen und ein Krankenhaus gegründet. Wichtig für meinen Verein ist auch der kulturelle Austausch. Das heißt, Hilfe ist erst nachhaltig, wenn man die Leute kulturell versteht. Ich habe dazu auch Bücher auf Deutsch und Bengalisch herausgegeben. Eines davon heißt „Die Sonnentöchter der Deutschen: Von Hildegard Bingen bis Friederike Otto“. Darin geht es um 15 deutsche Frauen, vom Mittelalter bis jetzt. Deren herausragende Lebensgeschichten werden in dem Buch beschrieben. Anschließend habe ich dann mit einigen Freunden dieses Buch auf Bengalisch übersetzt und in Bangladesch herausgegeben. Ich bin sehr froh, dass ich so ein Buch gemacht habe, denn es unterstützt die Frauenförderung.
Sie sind jetzt seit einigen Jahren im Ruhestand und haben, wenn ich das richtig gesehen habe, auch den Vorsitz Ihres Vereins Bangladesch Studien- und Entwicklungszentrum e. V. abgegeben, ist das richtig?
Ja, das ist richtig!
Sie sind, wie man aber sehen kann, weiter voller Tatkraft. Was motiviert Sie, sich weiter einzusetzen?
Ich habe jetzt schon viel für den Verein gearbeitet und habe den Verein sehr liebgewonnen. Natürlich finde ich es gut, wenn der Verein dann auch weiter existiert. Den Vorsitz hat nach mir zuerst Dr. Hartmut Bärwolff, Professor der TH Köln Campus Gummersbach, übernommen und übergab ihn dann dieses Jahr an meine Tochter Rebecca Priyanka Köser-Zakaria. Vielleicht kann man sogar in Zukunft mit der Lichtbrücke zusammenarbeiten.
Das ist eine ganz neue Entwicklung, dass Ihre Tochter den Vorsitz übernommen hat?
Ja, uns ist es wichtig auch die Ideen der jüngeren Generation einzubeziehen. Ich habe Leute gesucht, aber es war nicht so einfach. Wir haben in diesem Verein keine Mitarbeiter und wollen es auch weiterhin nicht. Nur wenn wir Zeit haben, tun wir etwas. Und wenn wir so eine Struktur aufbauen wollten wie bei der Lichtbrücke, bräuchte das zu viel Zeit. Das können wir nicht schaffen. Es bleibt also alles rein ehrenamtlich und läuft mit Hilfe der Familie. Aber auch Freunde unterstützen unseren Verein.
Wegen Ihrer Projekte in Bangladesch und Ihres Einsatzes für die deutsch-bengalische Völkerverständigung wurden Sie 2024 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Welche Gefühle und Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf, als Sie von dieser Ehrung erfuhren?
Für die deutsch-bengalische Völkerverständigung schlägt mein Herz. Ich liebe die deutsche Kultur und habe so viel gelernt! Nicht nur in meinem Beruf; deutsche Literatur und Philosophie sind mein Hobby. Ich lerne immer, weil ich in Deutschland erfahren habe, dass Deutschland nicht nur bei Technik und Wissenschaft an der Spitze liegt, sondern auch als „Land der Dichter und Denker“ bekannt ist. Ich habe mir gedacht, warum nennen sie sich dann nicht auch „Land der Wissenschaftler und Techniker“? Dann habe ich gesehen, warum. In Deutschland sind Philosophie, Musik und Literatur sehr stark verbreitet.
Ich habe mir gedacht, warum nennen sie sich dann nicht auch „Land der Wissenschaftler und Techniker“? Dann habe ich gesehen, warum. In Deutschland sind Philosophie, Musik und Literatur sehr stark verbreitet. Ich könnte mich als Wissenschaftler so viel damit beschäftigen. Mein Favorit unter den Philosophen ist Immanuel Kant. Ich habe über ihn in Bangladesch Vorträge gehalten, denn in Bangladesch gibt es auch eine vielfältige Kultur und Literatur. So war Rabindranath Tagore der erste Mensch aus Asien, der 1913 den Nobelpreis für Literatur bekam. Viele ältere Menschen hier in Deutschland kennen ihn sehr gut. Ich habe mir gedacht: Das muss man von beiden Seiten kennenlernen, und damit muss ich mich befassen. Die Völkerverständigung und Freundschaft zwischen den Völkern liegen mir sehr am Herzen, und ich hoffe, dass es so weitergeht und ich dafür arbeiten kann. Ich glaube, ohne Kulturaustausch kann man keine richtige Entwicklung fördern. Wir müssen tagtäglich den armen Menschen helfen und gleichzeitig den kulturellen Austausch und die Völkerfreundschaft pflegen und aufklären, welche Kriege auf der Welt herrschen, um damit eine friedliche Welt zu bauen. Ich fördere die deutsch-bengalische Freundschaft mit Herz und Taten. Als ich gehört habe, dass ich das Bundesverdienstkreuz bekomme, habe ich das erstmal nicht geglaubt, dass ich das für meine Arbeit bekomme. Dann habe ich es aber direkt als erstes meiner Familie erzählt, und sie waren alle glücklich. Ich habe bereits im Ausland Preise bekommen, leider konnte meine Familie nie bei den Preisverleihungen dabei sein. Bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes war das nun anders, und das war schön! Ich bin sehr dankbar dafür, dass mich die deutsche Regierung ausgewählt hat und hatte Tränen in den Augen, als ich diesen Preis bekommen habe.
Und wie lief das? Hat Sie einfach jemand angerufen?
Ja genau, ich wurde angerufen und nach dieser guten Nachricht haben wir zu Hause und mit dem Nachbar sofort einen Sekt geöffnet und angestoßen. Das war im November 2023. Man teilte mir mit, dass die Verleihung in Berlin stattfinden sollte. Einige Monate später wurde mir dann das Bundesverdienstkreuz vom Landrat Jochen Hagt auf einer großen Feier am 22. März 2024 im Burghaus Bielstein verliehen. Mit mir und meiner Familie feierten viele Freunde, Nachbarn, Bekannte und ehemalige Wegbegleiter. Als Ehrengäste waren u. a. der Bürgermeister von Wiehl Ulrich Stücker, ein Vertreter der Botschaft von Bangladesch in Berlin, der Geschäftsführer des Klinikums Oberberg Sascha Klein eingeladen. Viele Freunde staunten: „Abu, wie hast du das denn geschafft? Wir wussten lange nicht, was du machst.“ Für mich war das ein ganz besonderes Ereignis. Die Ehrung in Deutschland bedeutet mir viel, weil es zeigt, dass anerkannt wird, wenn man Menschen in anderen Ländern hilft.
Vor ein paar Wochen haben Sie die Harold Johns Medal der International Organisation for Medical Physics (IOMP) verliehen bekommen. Wir gratulieren Ihnen herzlich dazu, denn das ist schon etwas Besonderes, da Sie der erste deutsche Preisträger sind. Können Sie etwas zu dieser Auszeichnung sagen?
Auch hier erhielt ich einen einfachen Anruf und konnte es am Anfang gar nicht glauben, da ich dachte, dass diesen Preis nur große Leute bekommen. Das ist die renommierteste internationale Auszeichnung, die es im Bereich der Medizinphysik weltweit gibt. Im Rahmen des sechstägigen Weltkongresses für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik 29.09-4.10.2025 im australischen Adelaide erhielt ich die Harold-Johns-Medaille 2025. Überreicht wurde sie vom Präsidenten der International Organisation for Medical Physics (IOMP), Professor John Damilakis. Die Konferenz findet jedes dritte Jahr in verschieden großen Städten der Welt statt. Dorthin kommen Experten und Fachleute aus aller Welt. Ich habe schon vor einer Weile eine Einladung bekommen und wurde gefragt, ob ich dort einen Vortrag halten möchte. Eigentlich wollte ich nicht dorthin reisen, weil mir Australien einfach zu weit weg ist. Allerdings haben mich dann die Leute in meinem Umfeld überredet. Meine Frau konnte leider nicht mitkommen, da es ihr zu weit entfernt war. Deswegen bin ich allein gefahren. Das ist schon ein besonderes Gefühl, wenn man zweimal hintereinander so bedeutende Auszeichnungen bekommt.
Herr Prof. Dr. Zakaria, Sie haben sich bei der Mitgliederversammlung der Lichtbrücke am 10. Oktober 2025 zur Wahl des Vorsitzenden der Lichtbrücke aufstellen lassen und sind dann auch einstimmig gewählt worden. Wir gratulieren Ihnen zu dieser Wahl und wir freuen uns schon sehr auf die Zusammenarbeit mit Ihnen. Was hat Sie dazu bewogen, dieses Amt anzutreten?
Ich kenne die Lichtbrücke schon, seit ich 1986 im Krankenhaus Gummersbach angefangen habe. Eher zufällig hörte ich von einem Verein Lichtbrücke, der in Bangladesch hilft. Da war ich sehr neugierig und habe ein bisschen recherchiert. Ich habe gesehen, was Frau und Herr Knipp für die Menschen in Bangladesch getan haben. Das hat mich unglaublich beeindruckt, und ich hatte großen Respekt vor ihnen. Sie hatten immer das Ziel, Menschen zu helfen. Daraufhin habe ich nachgedacht, wie ich sie unterstützen kann. Dann habe ich zuerst mit meiner Frau Elke Zakaria zusammen für die Lichtbrücke Briefe vom Englischen ins Deutsche übersetzt, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Darüber habe ich den Kontakt zur Lichtbrücke aufgebaut. Mich hat außerdem beindruckt, wie viel Geld man durch sein Engagement in einem Industrieland sammeln kann, um es an bedürftige Länder zu spenden und damit zu helfen. Wenn ich Zeit hatte, besuchte ich auch immer wieder die Basare und Feste der Lichtbrücke. Frau und Herrn Knipp habe ich außerdem einmal in Bangladesch getroffen. Und wenn wir in Wiehl von den Knipps besucht wurden, haben wir immer bengalisch gekocht und viel gesprochen. Wenn Frau und Herr Knipp aus Bangladesch gute Neuigkeiten gehört haben, freuten sie sich wahrscheinlich mehr als ich. Als ich die Frage hörte, ob ich den Posten des Vorsitzenden übernehmen möchte, bin ich aus allen Wolken gefallen. Ich habe mir gedacht: „Sie trauen mir das zu und vertrauen mir?“ Dann habe ich lange darüber nachgedacht und habe viele Leute gefragt, ob und wie ich das machen soll. Meine Frau hat gesagt, dass ich das auf jeden Fall machen soll, weil es zu mir passen würde. Viele Freunde von mir haben mir auch gesagt, dass es schwierig werden kann, da ich schon so viel Arbeit habe. Wiederum andere haben gesagt, dass es genau mein Fall ist und ich das auf jeden Fall machen soll. Schlussendlich habe ich dann zugesagt. Wenn ich mir das große Engagement von Frau und Herrn Knipp anschaue, weiß ich nicht, ob ich dem gerecht werden kann. Doch ich werde versuchen, mein Bestes für die Lichtbrücke zu geben.
Gibt es bereits ein Projekt der Lichtbrücke, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
Also im Grunde genommen gefallen mir alle Projekte der Lichtbrücke. Denn da geht es um die Menschen und um die Armutsbekämpfung. Das ist das Wichtigste dabei. Ich als Medizinphysiker kann bei Projekten wie den Gesundheitsdiensten viel helfen. Ich habe gesehen, dass es bei der Lichtbrücke drei Gesundheitsprojekte gibt. Ich denke, da kann man schnell neue Ansätze finden z. B.: Prävention und Früherkennung bei Krebs. Arme Menschen haben wenig Geld und keine Versicherung. Wenn man rechtzeitig Krebs erkennt, kann man mit wenig Aufwand und wenig Geld heilen. Ich habe außerdem gesehen, dass die Lichtbrücke auch im Bereich erneuerbare Energie tätig ist. Das ist für mich als Physiker auch sehr interessant. Ich habe in Deutschland erneuerbare Energie kennengelernt, da Deutschland auch Vorreiter in diesem Gebiet ist. Ich bin ein großer Anhänger der erneuerbaren Energie, und vielleicht kann ich dort auch ein bisschen mitwirken. Außerdem mag ich den Bereich der Völkerverständigung. Die Lichtbrücke ist auch stark darin, Kulturen zu verbinden und den kulturellen Austausch zu fördern. Da könnte ich diesen Verein auch unterstützen und weiterbringen, da ich beide Kulturen einigermaßen kenne und ich die Kultur den Menschen nahebringen möchte.
Wo sehen Sie denn die größten Chancen und Herausforderung in den kommenden Jahren?
Wissen Sie, Chancen gibt es immer. Wenn wir es schaffen, die Hilfe aus Deutschland langfristig zu sichern und armen Menschen in dieser Welt helfen, so dass jeder auf dieser Erde gut leben kann, dann haben wir eine Chance auf Frieden. Dann sichern wir auch die Zukunft unserer Kinder. Wir können nicht einem Teil der Welt beim Untergang zusehen, während der andere Teil in Wohlstand lebt! Das ist keine Zukunft! Deswegen gibt es immer Chancen! Das bedeutet, wir müssen zusammenarbeiten und den ärmsten Menschen helfen. Was die Herausforderungen betrifft: Mit der Zeit werden die Mittel immer knapper, und es werden noch viele weitere Probleme für Deutschland dazukommen. Eine Herausforderung ist, dass wir aufpassen müssen, dass es den Menschen in Deutschland gut geht und gleichzeitig aber auch, dass wir anderen Menschen helfen. Das ist eine Herausforderung, und die kann man nur angehen, wenn man beide Seiten versteht. Wir dürfen hier nicht alles vergessen, wenn wir nur drüben helfen, und umgekehrt.
Ich habe im Internet gesehen, dass es ein Buch über Sie gibt mit dem Titel „Bridge Bilder“. Das könnte nicht besser zur Lichtbrücke passen. Frau und Herr Knipp sagten ja auch immer (und daher auch unser Name), dass wir eine Brücke des Lichts und der Hoffnung von Deutschland nach Bangladesch bauen. Wenn ich Ihre Antworten zu unseren Fragen höre, denke ich, dass Brücken bauen auch eine Lebensaufgabe von Ihnen ist?
Ja! Das ist ein sehr interessantes Buch. Das Buch wurde von Wissenschaftlern und Ärzten, die eng mit mir zusammengearbeitet haben, geschrieben. Sie haben in dem Buch ihre Erfahrungen geschildert. Dieses Buch betont auch immer, dass eine Zusammenarbeit wichtig ist. Ich habe das Glück gehabt, hier zu leben, zu studieren und die Kultur kennenzulernen. Ich meine, der Titel „Bridge Bilder“ passt wirklich mit der Lichtbrücke gut zusammen, denn dieser Verein baut auch Brücken. Und ja, Brücken bauen zwischen Völkern und Menschen ist meine Aufgabe.
Wenn Sie den Menschen in Deutschland, aber auch in Bangladesch eine Botschaft mitgeben könnten, welche wäre das?
Wir sitzen in einem Boot, also wir leben auf einer Welt und deswegen müssen die Menschen zusammenarbeiten! Sowohl Deutschland als auch Bangladesch sollten respektvoll miteinander sein. Also, ich würde Deutschland sagen: Bitte helfen Sie den armen Menschen in den Entwicklungsländern mit Ihrer Spende! Deutschland soll das Geld dorthin spenden, wo es am dringendsten benötigt wird. Und das ist meine Bitte an beide Länder: Wir müssen zusammenhalten und zusammenarbeiten für eine friedliche Welt, damit unsere Kinder ohne Sorgen und ohne Krieg aufwachsen können!
Herr Prof. Dr. Zakaria, vielen Dank für das Interview. Wir freuen uns, dass Sie hier waren, und Zeit hatten, sich unseren Fragen zu stellen. Wir hoffen, dass wir in Zukunft gut zusammenarbeiten. Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr darauf!
Ich freue mich auch! Ich werde viel von Ihnen lernen und im Sinne der Lichtbrücke für die Menschen beider Länder Gutes tun.