Mit Wasserfiltern Hoffnung schöpfen!

Ein Reisebericht

 

Ohne Wasser kann kein Leben existieren. Doch die Wasserressourcen der Erde sind ungleich verteilt. Das gilt auch für seine Qualität und Trinkbarkeit. Was es bedeutet, wenn man keine Möglichkeiten hat, an sauberes Trinkwasser zu kommen, werde ich heute erfahren. Shah Abul Awal, Programmkoordinator unserer bengalischen Partnerorganisation Manob Sakti Unnayan Kendro (MSUK), ist gekommen, um mit mir nach Moheshpur zu fahren, das im Westen von Bangladesch nahe der indischen Grenze liegt. Gemeinsam mit der Lichtbrücke unterstützt MSUK dort seit Ende 2023 von der Arsenvergiftung betroffene Menschen mit Wasserfiltern.

 
 

Armut trotz Entwicklung

Je weiter wir Moheshpur näherkommen, desto ländlicher wird es. Reis, Zwiebeln, Mais, Senf und Gemüse wachsen auf den Feldern. Hin und wieder sorgen Bananenplantagen und Bambuswälder für Abwechslung. In den Dörfern, die wir durchqueren, stehen an der Hauptstraße kleine Geschäfte, Teeläden, Imbissbuden und Werkstätten. An den Ortsrändern sieht man überall Ziegelbrennereien. Sie sprießen wie Pilze aus dem Boden und lassen die gesamte Gegend unter einer graubraunen Dunstglocke verschwinden. Überall wird gebaut. Die gebrannten Ziegelsteine werden dafür dringend gebraucht. Man sieht, in Bangladesch geht es vorwärts. Viele scheinen zu profitieren, das sieht man unter anderem an den zahlreichen neuen Autos vor allem in den Städten. Aber an Millionen Menschen geht diese Entwicklung vorbei. Sie leben weiter in Armut.

 

Das Gift kommt aus den Brunnen

Nach mehrstündiger Fahrt erreichen wir endlich Moheshpur. Die Menschen leben hier unter einfachsten Bedingungen. Die Hütten bestehen größtenteils aus Lehm, Schilf, Bambus und Wellblech und wurden provisorisch zusammengebaut. Ein paar wenige Hütten aus Ziegelsteinen stehen dazwischen. Wir treffen Dr. Munir, den Geschäftsführer von MSUK. Er führt mich zwischen den Hütten hindurch und berichtet von der Situation der Menschen. „Hier leben ca. 330.000 Menschen. Viele von ihnen sind arm! Über 96 Prozent der Familien hier sind auf Brunnenwasser, das nicht aufbereitet ist, angewiesen. Mit Handwasserpumpen fördern sie das Wasser nach oben. Die lokale Gesundheitsbehörde sagt, dass 40 bis 50 Prozent dieser Brunnen mit gefährlich hohen Arsenkonzentrationen verseucht sind.“

 

Wasserfilter retten Leben

Dr. Munir möchte mir zeigen, wie gefährlich eine Arsenvergiftung sein kann. Auf einem Innenhof wurde eine kleine mobile Gesundheitsstation aufgebaut. Eine große Anzahl von Menschen wartet bereits davor, um sich behandeln zu lassen. Dr. Munir, der selbst praktizierender Arzt ist, schaut sich die Patienten an. „Siehst du?“, er zeigt mir die Hände einer Frau. Es sind noch die typischen schwarzen Flecken und Andeutungen von Geschwüren zu sehen. „Sie hatte eine Arsenvergiftung zweiten Grades. Jetzt trinkt sie gefiltertes, arsenfreies Wasser und bekommt Medikamente. Die Geschwüre sind stark zurückgegangen. Hätte sie länger kontaminiertes Wasser getrunken, wäre sie bald daran gestorben.“ Dr. Munir untersucht weitere Patienten. Überall die gleichen typischen Flecken und Ausschläge. Aber alle sind dank der Wasserfilter auf dem Weg der Besserung.

 

"Ohne Wasser gibt es kein Leben. Wasser ist ein kostbares, für die Natur und den Menschen unentbehrliches Gut."

  • Europäische Wassercharta
 

Wir hatten großes Glück!

Arsenvergiftung, Anfang des zweiten Grades.“, erklärt mir eine Mitarbeiterin der mobilen Gesundheitsstation. Vor uns steht eine junge Frau. Sie heißt Ranu Kartum und ist gerade einmal 16 Jahre alt. Sie lebt hier in Moheshpur mit ihren Eltern und zwei jüngeren Geschwistern. Die Hütte der Familie besteht nur aus Lehm und Bambus, hat aber bereits Ziegel auf dem Dach. „Wir kamen eigentlich ganz gut zurecht“, erzählt sie mir. „Doch dann wurde mein Vater krank. Erst hatte er überall diese schwarzen Flecken. Dann kamen Geschwüre dazu. Er konnte nicht mehr arbeiten, und es ging ihm immer schlechter. Ich musste die Schule abbrechen und den Haushalt machen, damit meine Mutter Geld verdienen konnte. Doch dann bekamen auch ich und meine Mutter diese Flecken. Auch andere im Dorf waren betroffen. Einige sind sogar gestorben. Wir dachten, es wäre eine ansteckende Krankheit. Jeder hatte Angst. Wir hatten aber großes Glück! Die Sozialarbeiter von MSUK kamen und berichteten uns von dem Arsen im Brunnenwasser. Seit fast einem Jahr haben wir jetzt einen Wasserfilter. Es geht mir schon viel besser. Die dunklen Flecken sind fast schon wieder weg. Auch meinem Vater geht es langsam wieder besser.“

 
 

Aus einem gespendeten Filter werden vier

Allein im Jahr 2024 konnten dank der Hilfe aus Deutschland 1.270 von der Arsenkatastrophe betroffene ärmste Familien in Moheshpur mit einem Wasserfilter versorgt werden. Doch brauchen noch viele weitere Menschen, die täglich arsenverseuchtes Wasser trinken müssen, Zugang zu sauberem Wasser. Gern möchten wir auch sie unterstützen.

Unser Wasserfilterprojekt in Moheshpur wird auch vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert. Das heißt: für jeden gespendeten Wasserfilter, den wir dort ausgeben können, gibt uns das BMZ noch drei dazu und vervierfacht somit Ihre Hilfe.

Wir sind optimistisch, dass wir unser Ziel, 3.448 Wasserfilter zu verteilen, bis zum Projektende im Dezember 2026 auch erreichen. MSUK träumt daher schon von einem neuen Projekt. „In Dolapur bei Kushtia“, sagt Dr. Munir zum Abschied, „ist die Armut besonders groß, und es gibt viele, viele Wasserbrunnen, die arsenverseucht sind. Unsere Hilfe wird dort dringend gebraucht.“ Die Lichtbrücke freut sich daher über jede Spende. Auch kleine Beträge sind eine große Hilfe!

 
Stefan Herr