Es war neu für mich, abends in der Dunkelheit und als einziger Besucher in Birganj anzukommen, um hier unsere Projekte zu besuchen. Der Empfang war herzlich wie immer, viele Auszubildende waren dabei, sofort fühlte ich mich zu Hause.
Neben den Vorschul- und Starthilfeprogrammen sticht das berufliche Ausbildungszentrum hervor. Seit Gründung im Jahr 1999 hat es fast 8.800 Jugendlichen eine Ausbildung ermöglicht. Allein im letzten Jahr wurden 471 junge Frauen und Männer ausgebildet.
Am Morgen besuche ich die verschiedenen Ausbildungskurse. Die jungen Leute freuen sich über meinen Besuch und beantworten meine Fragen sehr offen und aufmerksam. Wir unterhalten uns über die Ausbildungsinhalte, aber auch über ihre persönlichen Träume. Da es in der Region keine Textilindustrie gibt, möchten die jungen Frauen sich im familiären Umfeld als Näherin oder mit Batik-Arbeiten selbständig machen. Nur wenige können sich vorstellen, in die großen Textilfabriken der Hauptstadt Dhaka abzuwandern. Mit dem geringen Gehalt für Näherinnen wäre dort ein Leben im Slum vorprogrammiert. Es sei denn, sie haben Verwandte in Dhaka, wo sie wohnen könnten, dann wäre ein Umzug denkbar. Es bleibt aber ein großer Schritt.
Bei den jungen Männern wären einzelne sogar bereit, ins Ausland zu gehen. Die Ausbildung eröffnet diese Chance, doch auch Arbeitserfahrung ist wichtig. Wer aber - zum Beispiel als Schweißer oder Motorradmechaniker - einen eigenen Shop eröffnet und damit gut verdient, ändert vielleicht seine Meinung und bleibt lieber.